Wie genau sind WLAN-Waagen?

„Smarte“ Waagen mit WLAN- oder Smartphone-Anbindung sind deutlich teurer als einfache Personenwaagen. Zahlt man hierbei nur für die Konnektivität oder handelt es sich auch um genaue Messgeräte? Um dies herauszufinden, haben wir die Waagen Withings WS-30, Fitbit Aria und A&D UC-324NFC mit Gewichten der Genauigkeitsklasse M1 getestet.

Waage A&D UC-324NFC, Fitbit Aria und Withings WS-30,

Vorbereitung

Alle Waagen waren fabrikneu und wurden wie in der Bedienungsanleitung beschrieben eingerichtet. Hierfür mussten wir bei Withings und Fitbit ein Konto erstellen. Die App der A&D UC-324NFC verfügt über die Möglichkeit, die Waage auf die Schwerebeschleunigung am Gebrauchsort einzustellen. Dies haben wir getan (gerundeter Wert am Testort in Luxemburg: 9,810 m/s²; dies ist auch der Mittelwert für Deutschland).

Die Waagen wurden unter stabilen Umgebungsbedingungen bei einer Temperatur von 22°C getestet und standen auf einem harten, flachen Boden. Alle Waagen schalten sich ein, sobald man sich darauf stellt. Die UC-324NFC bestimmt den Nullpunkt, nachdem man von der Waage heruntergestiegen ist und zeigt erst danach das Gewicht an. Die Withings und Fitbit-Waagen zeigen das Gewicht direkt an; wann sie den Nullpunkt bestimmen, war nicht ersichtlich. Wir vermuten, dass dies automatisch in regelmäßigen Abständen geschieht und haben diese Waagen daher erst am Tag nach der Ersteinrichtung getestet.

Testablauf

Mit unseren 20kg-Gewichten haben wir die Waagen mit insgesamt 40, 60, 80, 100 und 120 kg belastet. Jeder Vorgang wurde 3 Mal wiederholt (wir haben an diesem Tag eine Menge Gewichte gehoben).

Withings WS-30 mit 2 x 20 kg Testgewichten

Testergebnisse

In der ersten Spalte finden Sie das Testgewicht, in den darauf folgenden 3 Spalten ist das von der Waage angezeigte Gewicht aufgeführt.

Waage Withings WS-30

4040.240.240.2
6060.360.360.3
8080.480.380.3
100100.3100.4100.4
120120.4120.4120.4

Waage Fitbit Aria

4040.240.240.1
6060.260.260.2
8080.280.280.2
100100.3100.3100.3
120120.3120.3120.4

Waage A&D UC-324NFC

4039.9539.9539.95
6060.0059.9560.00
8080.0080.0079.95
100100.00100.00100.00
120120.00120.00120.00

Die UC-324NFC war insgesamt an genauesten und ist nie um mehr als 50g von dem wahren Wert abgewichen. Die Ablesbarkeit von 50g und die Möglichkeit zur Eingabe der lokalen Schwerebeschleunigung haben sich hier bezahlt gemacht.

Die Ergebnisse der Fitbit und Withings-Waage können sich ebenfalls sehen lassen. Betrachtet man die Messwerte in jeder einzelnen Zeile, erkennt man, dass diese entweder identisch sind oder nur um einen Teilungswert (100g) voneinander abweichen. Die Richtigkeit* (Übereinstimmung mit dem wahren Wert) ist zwar schlechter als bei der Waage von A&D, die Präzision* (Wiederholgenauigkeit) ist aber dennoch sehr gut. Wenn es um das Körpergewicht geht, ist dies besonders wichtig, da man sich eher für Trends („nehme ich ab oder zu“) und weniger für absolute Werte interessiert. Für diesen Zweck sind alle Waagen bestens geeignet.

Dennoch war es etwas verwunderlich, dass weder Fitbit noch Withings den bei der Kontoeinrichtung angegebenen Standort verwendet haben, um die lokale Schwerebeschleunigung zu berücksichtigen. Dies hätte höchstwahrscheinlich die Richtigkeit verbessert.

Fazit

Insgesamt sind die Ergebnisse überzeugend. Soweit wir dies anhand dieses Tests beurteilen können, zahlt man nicht nur für „smarte“ Features, sondern erhält auch genaue Waagen.

Weitere Informationen und Einkaufsmöglichkeiten:

Hinweise:

  • Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Übersetzung unseres Artikels auf digitalscalesblog.com vom 12.11.2014. Inhaltlich wurden keine Aktualisierungen vorgenommen.
  • *Zur Bedeutung von Richtigkeit und Präzision in diesem Artikel:
    Richtigkeit und Präzision
  • **Einige der o.g. Links sind Affiliate-Links.
  • Die Withings WS-30 und die Fitbit Aria wurden zu regulären Preisen im Handel erworben, die UC-324NFC von A&D haben wir mit einem Händlerrabatt erhalten (wir haben die A&D UC-324NFC einige Zeit in unserem Waagen-Shop verkauft).

Ein Blick in eine Ladenwaage für 10 US$

Letzte Woche hatten wir nach dem Testkauf einer Ladenwaage für knapp 40€ auf ebay.de davor gewarnt, solche Geräte für eichpflichtige Zwecke einzusetzen. Jetzt werfen wir einen Blick in das Innere der Waage, klären vorher aber noch eine Frage.

Was kosten die billigsten preisrechnenden Waagen beim Kauf aus China?

Bei der Suche nach „price computing scale“ auf Seiten wie alibaba.com, tradewind.com oder made-in-china-com findet man preisrechnende Waagen mit Verkäufer- und Käuferdisplays und Edelstahl-Wägeplatte zu Preisen ab 10 US$, ohne Edelstahl-Wägeplatte sogar ab 7 US$.

Die größte Übereinstimmung mit unserer Testwaage fanden wir bei einem Anbieter, der keine Preise angegeben hatte und auf unsere Anfrage nicht reagiert hat. Vermutlich hätten wir nicht gleichzeitig nach der CE-Konformität fragen sollen.

Die folgenden Fotos lassen sich durch Anklicken vergrößern.

Überblick

Auffällig ist auf den erster Blick der geringe Metallanteil, die Wägezelle sitzt nahezu direkt auf dem Plastikgehäuse. Übliche EMV-Entstörungsmaßnahmen wie Ferritkerne, abgeschirmte Komponenten oder eine leitfähige Innenbeschichtung des Gehäuses sind nicht zu sehen.
Billigwaage geöffnet

Hauptplatine

Entfernt man die grauen Flachbandkabel, wird deutlich, mit wie wenigen elektronischen Komponenten die Waage auskommt. Bei dem kleineren Chip oben handelt es sich um einen nichtflüchtigen Speicher (EEPROM). Der Mikrocontroller des chinesischen Herstellers Chipsea übernimmt alle weiteren Aufgaben: Analog-/Digitalwandlung, Preisrechenfunktion, Ansteuerung der Anzeigen, etc. Weitere Informationen oder Preise zu diesem Chip waren im Internet leider nicht zu finden, es scheint sich nicht um ein aktuelles Modell zu handeln.
Hauptplatine Preisrechenwaage

Displays

Die Displays bestehen aus einzelnen Sieben-Segment LED-Ziffern. Diese lassen sich kostengünstig ansteuern, waren bei unserer Testwaage aber schlecht verarbeitet:
LED-Ziffern

Löten statt Stecken

Bei vielen Waagen werden die Leitungen von der Wägezelle nicht gesteckt, sondern gelötet. Die hier verwendete Form des Anlötens an eine Stiftleiste ist allerdings sehr ungewöhnlich:
Wägezellenanschluss

Anschluss Batterie /Stromversorgung:
Anschluss Stromversorgung

Auch die Flachbandkabel sind an einem Ende angelötet:
Tasten

Der Akku ist nur mit „Yun Da“ beschriftet und ebenfalls angelötet, was nicht wartungsfreundlich ist:
Akku

Wägezelle

Die Wägezelle besitzt eine innerstaatliche chinesische Zulassung durch die Provinzregierung Zhejiang (Klasse C3). Bei dem Hersteller scheint es sich um ein kleines Unternehmen zu handeln, weitere Informationen konnten wir bisher nicht finden. Auf einen Überlastschutz wurde vollständig verzichtet, die Wägezelle könnte somit leicht beschädigt werden:
Wägezelle

Zum Vergleich hier eine Wägezelle mit einem wirkungsvollen Überlastschutz, wie er in der Marktwaage Adam WBZ verwendet wird:
Wägezelle Adam mit Überlastschutz

Es bleiben einige offene Fragen

Für die teuersten Komponenten konnten wir keinen Preis ermitteln, da der Mikrocontroller nicht mehr erhältlich ist und der Wägezellenhersteller nicht im Internet vertreten ist.

Dass die Waage zu extrem niedrigen Lohnkosten gefertigt wurde, zeigt sich an dem Verzicht auf Steckverbinder zugunsten von arbeitsintensiven Lötverbindungen.

Hinter das Thema „elektromagnetische Verträglichkeit“ kann man ein sehr großes Fragezeichen setzten. Mit der elektrischen Betriebssicherheit haben wir uns noch nicht weiter beschäftigt.

Es bleibt auch die Frage, wie diese offensichtlich für die ärmsten Regionen der Welt gedachten Waagen ungehindert auf den europäischen Markt gelangen konnten. Aus China sind selbstverständlich auch hochwertige preisrechnende Waagen mit Bauartzulassung und nachgewiesener CE-Konformität erhältlich, nur eben nicht für 10 US$.

Gerne können Sie einen Kommentar hinterlassen, falls sie zu diesem Thema etwas beitragen möchten.

Creative Commons Lizenzvertrag
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Vorsicht vor billigen preisrechnenden Waagen (Marktwaagen/Ladenwaagen)

Wer eine Waage für den Einsatz im Verkauf benötigt, wird im Internet schnell fündig: auf Amazon (Suche nach Ladenwaage, Partnerlink), ebay und in diversen Online-Shops werden Ladenwaagen zu Preisen angeboten, die weit unter denen bekannter Marken liegen.

Was taugen diese Billigangebote?

Um dies herauszufinden, haben wir uns für unter 40€ (inkl. 19% MwSt.) ein als „Ladenwaage“ beworbenes Gerät von einem deutschen Händler auf ebay.de besorgt. Wir waren nicht die Einzigen: Aktuell hat alleine dieser Anbieter bereits 49 Waagen verkauft. Laut Beschreibung und Anleitung deckt die Waage zahlreiche „Einsatzmöglichkeiten für Handel und andere Berufe“ ab. Der Verkäufer hat sich gemäß seiner Eigendarstellung auf „hochwertigste Produkte“ spezialisiert.

Die Waage wurde schnell und gut verpackt geliefert. Die Produktverpackung sah ordentlich aus und das CE-Zeichen weckte die Hoffnung, dass wir keinen Elektroschrott erworben hatten:
Waage in Verpackung

Ernüchterung beim Auspacken

Aus der Verpackung kam uns ein sehr unangenehmer chemischer Geruch entgegen, für den hauptsächlich das Netzkabel verantwortlich war. Dieses machte zudem einen etwas geknickten Eindruck:
Netzkabel

Die Material- und Verarbeitungsqualität der Waage befand sich auf einem sehr niedrigen Niveau, was besonders auf der Rückseite deutlich wurde. Die Fotos können Sie durch Anklicken vergrößern:
Frontansicht
Seitenansicht
Rückansicht
Verarbeitung Rückseite
Unterseite

Funktionstest und Genauigkeit

Die Waage soll laut der auf CD mitgelieferten Anleitung so aufgestellt werden, dass die „Wasserwaage im Gleichgewicht in der Mitte“ steht. Bei unserem Exemplar war dies leider unmöglich. Auf einer waagerechten Oberfläche konnten wir die Füße verstellen, wie wir wollten: die Luftblase blieb weit außerhalb der Mitte. Wir mussten uns behelfen, indem wir die Füße vorne komplett abgeschraubt und die Waage hinten auf einen Karton gestellt haben:
Libelle (halbwegs mittig)

Ein kurzer Test mit Eichgewichten zeigte deutliche Abweichungen:
Waage mit 20kg-Gewicht der Klasse M1

Die zulässigen Verkehrsfehlergrenzen für eine Waage der Genauigkeitsklasse III wurden bei jeder Belastung überschritten:

BelastungAnzeigeFehlerZul. Fehler
2,5kg2,510+10g±5g
5kg5,015+15g±10g
10kg10,020+20g±10g
20kg20,030+30g±15g
30kg30,035+35g±15g

Eine vernünftige Preisberechnung war im Auslieferungszustand nicht möglich, da nur ganzzahlige Grundpreise eingegeben werden konnten (siehe Foto oben, Eingabe war „1“,“1″,“1″.). Über eine im Handbuch angegebene Tasten-/Ziffernkombination ließ sich dies ändern. Beim Experimentieren mit verschiedenen undokumentierten Kombinationen konnten wir übrigens auch den Ziffernschritt von 5g auf 1g umstellen.

Ist diese Waage geeicht?

Wer die Masse (das Gewicht) für „Zwecke des geschäftlichen Verkehrs“ bestimmt oder Preise „nach dem Gewicht für den Verkauf in öffentlichen Verkaufsstellen “ berechnet, muss eine geeichte Waage verwenden (vgl. §7b der Eichordnung bzw. Richtlinie 2009/23/EG seit 20.04.2016: Richtlinie 2014/31/EU). Bei einem als „Ladenwaage“ beworbenen Artikel mit Preisrechenfunktion könnte man daher erwarten, dass dieser geeicht ist.

Ein Blick auf das Typenschild zeigt aber: Die Waage ist weder erstgeeicht, noch ist sie überhaupt eichfähig:
Typenschild Billigwaage

Es fehlen nahezu alle Angaben, die bei eichfähigen Waagen vorgeschrieben sind, so. z.B. die Nummer der Bauartzulassung, der Eichwert „e“ und die Mindestlast „Min“. Ein „CE“-Zeichen ist nirgendwo auf dem Gerät angebracht und ein Hersteller, den man zur Verantwortung ziehen könnte, ist nicht zu erkennen.

Zum Vergleich hier die gesetzeskonformen Angaben auf dem Typenschild der geeichten Ladenwaage KERN RPB (aktualisiert 24.09.2019):
Typenschild geeichte Ladenwaage Kern RPB

Ausführliche Informationen zur Bedeutung der Kennzeichnungen finden Sie in unserem Artikel „Woran erkennt man eine geeichte Waage?“ oder z.B. auf der Website der Eichämter Bremen und Bremerhaven.

Eine Konformitätserklärung lag der Billig-Waage nicht bei und war auch nicht Teil des Handbuchs. Dies betrifft nicht nur die Waagen-Richtlinie, sondern alle einschlägigen Richtlinien. Somit hätte dieses Gerät vermutlich schon aus Sicherheitsgründen niemals auf den gemeinschaftlichen europäischen Markt gebracht werden dürfen.

Welche Strafen drohen dem Waagen-Käufer?

Der Einsatz einer ungeeichten Waage im geschäftlichen Verkehr ist gemäß deutschem Recht eine Ordnungswidrigkeit. Laut Auskunft mehrerer Eichdirektionen droht ein Bußgeld und die Waage kann eingezogen werden.

Der Betreiber ist zudem für die Sicherheit der in seinem Betrieb eingesetzten Geräte verantwortlich. Werden Menschen durch den Einsatz unsicherer Geräte verletzt, sind bei Fahrlässigkeit oder Vorsatz empfindliche Geld- oder sogar Haftstrafen möglich.

Wie erkennt man nicht-eichfähige Waagen vor dem Kauf?

1. Am Preis: Der intensive Wettbewerb führt zwar seit Jahren zu sinkenden Preisen, eine fabrikneue geeichte preisrechnende Waage unter 100€ ist uns aber bisher noch nicht begegnet. Die Einstiegsmodelle bekannter Hersteller liegen aktuell bei ca. 200€.

2. Am Anbieter: Handelt es sich um einen Waagen-Händler mit langjähriger Erfahrung oder um einen neuen Anbieter, der verschiedenste Geräte unbekannter Hersteller verkauft? Zu den bekannten Marken im Bereich der preisrechnenden Waagen zählen z.B. Avery BerkelBizerba, CAS, Dibal, Digi, Kern, Mettler-Toldo und Ohaus.

3. An den Angaben zur Eichung: Bei manchen Verkäufern billigster „Ladenwaagen“ steht irgendwo im Text ein Hinweis darauf, dass diese nicht eichfähig sind. Verlassen können Sie sich darauf nicht, denn bei unserem Testkauf war kein solcher Hinweis zu finden. Achten Sie daher darauf, dass die Waage ausdrücklich als „geeicht“ beworben wird. Die Angabe „Marktwaage“, „Ladenwaage“ oder „preisrechnende Waage“ alleine reicht wie gezeigt nicht aus! Im Zweifelsfall sollten Sie sich vom Verkäufer ausdrücklich zusichern lassen, dass die Waage eine gültige Eichung aufweist und dies nach dem Kauf überprüfen.

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Wir haben einen Blick in das Innere der Waage geworfen und zudem die Frage geklärt, was solche Billigwaagen beim Import aus China wirklich kosten.
Waage innen

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