„Viele Waagen, viele Ergebnisse“- ungenaue Personenwaagen

In der Westdeutschen Zeitung berichtet Uwe Becker über den Versuch, sein Gewicht mit verschiedenen Waagen zu bestimmen:

Die Ergebnisse waren erschreckend: 79,7/80,5 und 81,3 kg.

Das ist einerseits nicht überraschend, andererseits aber auch nicht unbedingt schlimm.

Warum Personenwaagen das falsche Gewicht anzeigen

Personenwaagen für den Hausgebrauch unterliegen keinen Vorschriften über die zulässigen Abweichungen vom tatsächlichen Gewicht. Bei geeichten Personenwaagen sieht dies anders aus, denn diese müssen die sogenannten Verkehrsfehlergrenzen einhalten.

Die hochwertigere Messtechnik solcher Waagen hat allerdings einen stolzen Preis: Bei den geeichten Personenwaagen in unserem Shop handelt es sich noch um vergleichsweise günstige Modelle, dennoch kosten die Waagen über 400€ (netto). Teurere Waagen findet man z.B. bei bekannten Herstellern wie Detecto und Seca.

Warum das nicht unbedingt schlimm ist

Wer auf sein Gewicht achtet, interessiert sich in erster Linie für die relative Veränderung. Es geht also eher darum, ob man zu- oder abnimmt und weniger darum, ob man 79,7 kg oder 80,5 kg wiegt.

Wie man seine Personenwaage als Privatperson testen kann

Vergleich mit anderen Waagen

Damit der Vergleich mit anderen Waagen aussagekräftig ist, sollten diese entweder geeicht sein oder es sollte ein Kalibrierschein vorliegen, so dass die Messunsicherheit bekannt ist.

Waagen in Arztpraxen und Krankenhäusern müssen in Deutschland geeicht sein. Selbst wenn man Zugang zu so einer Waage hat, müsste man die eigene Waage mitbringen, damit der Vergleich unter den gleichen Bedingungen stattfindet. Sowohl die Veränderung des Körpergewichts im Laufe des Tages als auch unterschiedliche Umgebungsbedingungen können den Test sonst beeinflussen.

Waagen in Apotheken und Fitnessstudios sind einfacher zugänglich und sehen oft sehr professionell aus, müssen aber nicht geeicht sein. Manche dieser Waagen subtrahieren zudem ein vermutetes Kleidungsgewicht vom gemessenen Wert, dass sich zudem je nach Jahreszeit ändert.

Diese Testmethode ist daher für die meisten Menschen nicht praktikabel.

Test mit Prüfgewichten

Der Autor des oben verlinkten Artikels hat sich letztendlich 10 kg Zucker zum Testen der Waage gekauft. Man kann vermuten, dass dies eher aus humoristischen Gründen erfolgte.

Prinzipiell war er aber auf dem richtigen Weg. Eichämter und Kalibrierdienste benutzen keine Lebensmittelpackungen, sondern Prüfgewichte bestimmter Genauigkeitsklassen.

Withings WS-30 mit 2 x 20 kg Testgewichten

Auch wir haben für unseren Test von smarten Personenwaagen solche Gewichte verwendet. Für den gelegentlichen privaten Einsatz sind sie aber viel zu teuer.

Test der Wiederholbarkeit

Wenn Sie uns zustimmen, dass vor allem die relative Gewichtsveränderung wichtig ist, können Sie Ihre Waage recht einfach testen: Sie müssen sich nur mehrfach hintereinander wiegen. Je näher die Werte aneinander liegen, desto mehr Vertrauen können Sie in Ihre Waage haben.

Vorsicht ist allerdings geboten, wenn die Waage immer exakt die gleichen Werte anzeigt: Lange vor den Autoherstellern haben manche Waagenhersteller eine Funktion eingebaut, die solche Testsituation erkennt und das letzte Ergebnis einfach wiederholt. Hier kann es helfen, bei manchen Tests einen leichten Gegenstand mit auf die Waage zu nehmen, wie dieses Video zeigt:

Personenwaage A&D UC-321P / Medion CURAmed MD 13242

Kalibrierservice für Waagen vor Ort in Luxemburg

Sie möchten Ihre Waage kalibrieren lassen? Es ist vorteilhaft, wenn dies am Aufstellungsort der Waage geschieht. Allerdings war die Auswahl an Kalibrierdiensten aufgrund der geringen Größe des Luxemburger Marktes und der hohen Kosten einer Zertifizierung bisher sehr eingeschränkt. In Zusammenarbeit mit einem deutschen Partnerunternehmen haben wir nun eine Lösung gefunden. Unser Partner ist regelmäßig vor Ort in Luxemburg und bietet u.A. folgende Leistungen an:

  • Kalibrierzertifikat für Waagen (Prüfprotokoll mit Prüfplakette nach ISO 9001:2015 zur Dokumentation der Rückführbarkeit).
  • Kalibrierschein für Waagen mit Bestimmung der erweiterten Messunsicherheit nach ISO 17025 (anerkannt nach DKD/DAkkS, Cofrac, etc.).

Dies ist unabhängig vom Hersteller für verschiedenste Arten von Waagen möglich, z.B.:

  • Laborwaagen (Präzisionswaagen und Analysenwaagen, Schulwaagen).
  • Tischwaagen (z.B. in der Produktion und im Handel).
  • Personenwaagen (medizinische Waagen in Krankenhäusern).
  • Plattformwaagen und Bodenwaagen (Industriewaagen).

Die Kalibrierscheine können auf Deutsch, Englisch oder Französisch ausgestellt werden.

Bei Interesse an der Kalibrierung von Waagen in Luxemburg kontaktieren Sie uns bitte oder füllen Sie einfach online unser Kalibrierservice-Formular aus.

Neuer EURAMET Kalibrierleitfaden für nichtselbsttätige Waagen

Der vor mehr als 10 Jahren zuerst veröffentlichte Calibration Guide No. 18 der Europäischen Vereinigung nationaler Metrologieinstitute (EURAMET) ist nun in Version 4 verfügbar.

Zu den aktualisierten Themen gehören Messunsicherheitsberechnungen und die Bestimmung der Mindestlast von nichtselbsttätigen Waagen. Die grundlegenden Kalibrierverfahren blieben unverändert. Im Rahmen der Überarbeitung des Leitfadens kam es erstmals zu einer direkten Zusammenarbeit zwischen EURAMET und Waagen-Herstellern (darunter Mettler-Toledo und Sartorius).

Die EURAMET-Richtlinie stellt eine wichtige Grundlage für die Arbeit akkreditierter Kalibrierlaboratorien dar und kann auf der offiziellen Website kostenlos als PDF-Dokument heruntergeladen werden.