Mechanische Zählwaage: Objekt des Monats im deutschen Technikmuseum

Eine mechanische Zählwaage aus den späten 1930er Jahren präsentiert das Deutsche Technikmuseum Berlin als Objekt des Monats August 2012 auf seiner Website.

Moderne elektronische Waagen lassen sich allenfalls anhand der 3 Displays (für Stückzahl, Gesamtgewicht und Stückgewicht) auf den ersten Blick als Zählwaage identifizieren. Die mechanische Zählwaage unterscheidet sich dagegen optisch weitaus deutlicher von normalen mechanischen Waagen. Das Funktionsprinzip ist mit der Dezimalwaage verwandt und wird in dem Artikel gut beschrieben:

Zählwaagen besitzen meist zwei Zählschalen, die oft an unterschiedlichen Waagebalken angebracht sind – jeweils eine Schale für 10-faches und eine Schale für 100-faches Verhältnis. Legt man also beispielsweise drei Schrauben in die eine Schale und sieben in die andere, so ist die Waage im Gleichgewicht, wenn in die Lastschale 370 Schrauben geschüttet wurden.

Viele digitale Zählwaagen verwenden heute noch bestimmte Referenz-Stückzahlen und verlangen typischerweise 5, 10, 25, 50 oder 100 Stück eines Wägeguts zur Berechnung des durchschnittlichen Stückgewichts (Referenzgewichts). Evtl. liegt der Ursprung dieser Werte in den oben genannten Verhältnissen der mechanischen Zählwaagen. Wer sich keine Referenzstückzahl vorgeben lassen möchte, kann diese bei jeder modernen Zählwaage auch frei wählen sowie – je nach Modell – ein bekanntes Referenzgewicht direkt eingeben.

Egal ob modern oder historisch: Beide Arten von Zählwaagen zählen nur richtig, wenn das Referenzgewicht stimmt. Produktionsbedingte Schwankungen des Stückgewichts können schnell zu erheblichen Fehlern führen: Würde man beispielsweise eine überdurchschnittlich schwere Schraube in die 100er-Schale der mechanischen Zählwaage legen, wäre die zum Erreichen des Gleichgewichts benötigte Anzahl an durchschnittlichen Schrauben viel zu hoch.

Bei Verwendung einer digitalen Zählwaage wird aus dem gleichen Grund empfohlen, das Referenzgewicht anhand einer möglichst großen Referenzstückzahl zu bestimmen. Da durch die Anschaffung einer Zählwaage aber das Zählen von Hand vermieden werden soll, verfügen fortschrittliche Zählwaagen über eine Funktion zur automatischen Verbesserung der Zählgenauigkeit. Hierbei wird die Stückzahl ohne zu zählen schrittweise erhöht und das durchschnittliche Stückgewicht mit jedem Schritt korrigiert. Eine ausführlichere Beschreibung dieser Methode finden Sie in unserem Wägetechnik-Glossar). Die Zählgenauigkeit spricht demnach für digitale Zählwaagen, auch wenn diese nicht so schön anzusehen sind.

Brutto für netto – viele Händler wiegen immer noch falsch

Wie füllt man das Sommerloch, wenn keine entlaufenen oder ausgesetzten Tiere Angst und Schrecken verbreiten? Zum Glück gibt es ein Thema, über das vermutlich seit der Erfindung der Waage diskutiert wird: das Mitwiegen von Verpackungen beim Verkauf (»brutto für netto«).

Folgende Medien haben sich in den letzten Tagen mit dieser Problematik beschäftigt:

Lesenswert sind nur die Artikel der Südwestpresse und der Süddeutschen Zeitung. Kurz zusammengefasst: Testkäufe durch die Eichdirektionen von drei Bundesländern im Juli haben gezeigt, dass viele Händler immer noch die Verpackung mitwiegen. Ein Drittel der Händler in Hessen und Baden-Württemberg hat nicht richtig gewogen, in Rheinland-Pfalz waren es dagegen nur sechs Prozent. Besonders hoch war die Quote der Beanstandungen in kleinen Betrieben.

Bei Welt Online ist die Überschrift Blödsinn: Beim Eichen handelt es sich um die eichtechnische Prüfung und Stempelung der Waage durch Mitarbeiter des Eichamts (vgl. DAM Glossar der Metrologie) und nicht um die hier vorliegende falsche Verwendung einer geeichten Waage.

Sie möchten noch mehr wissen? Auf waage-geeicht.de erklären wir ganz genau, wie man als Händler das Nettogewicht richtig bestimmen kann.

Update 07.08.2011: Noch ein Nachzügler: Die Waiblinger Kreiszeitung berichtet von „Schummeleien an der Waage“.

Kein brutto für netto – so wiegen Sie als Händler richtig

Gesetzeslage in Deutschland

Beim Verkauf von Waren nach Gewicht an Verbraucher darf die Verpackung nicht mitgewogen werden (§ 10a der Eichordnung § 26 der neuen Mess- und Eichverordnung). Lediglich „das Mitverwiegen von ganz dünnem Papier oder ganz dünner Folie kann von den Überwachungsbehörden geduldet werden, wenn das Gesamtgewicht des Verpackungsmaterials 1 g nicht überschreitet“ (PDF: Die Eichbehörden informieren: Brutto für Netto?). Stellt das Eichamt eine Ordnungswidrigkeit fest, drohen Bußgelder von mehreren hundert Euro.

Bestimmung des Nettogewichts

Jede preisrechnende Waage verfügt über eine Taraeinrichtung (Zuwiegefunktion), welche die korrekte Preisberechnung anhand des Nettogewichts ermöglicht. Grundsätzlich funktioniert dies wie folgt:

  1. Verpackung auf die Waage legen. Die Waage zeigt das Verpackungsgewicht an.
  2. Tara-Taste betätigen. Die Waage zeigt wieder Null an (mit Hinweis „Net“ o. ä.).
  3. Ware auf die Verpackung legen. Die Waage zeigt nun nur das Nettogewicht der Ware an.
  4. Grundpreis eingeben oder über PLU aufrufen. Die Waage zeigt den Verkaufspreis der Ware ohne Verpackung an.

Sofern das Verpackungsgewicht immer gleich ist, muss Schritt 1 nur einmalig nach Einschalten der Waage durchgeführt werden. Die Waage zeigt danach das negative Verpackungsgewicht an, wenn sie unbelastet ist. Bei manchen Waagen wird die Tara allerdings nach jedem Wägevorgang gelöscht und muss einmalig expliziert fixiert werden.

Etwas komplizierter sind Situationen, in denen sich das Verpackungsgewicht stark unterscheidet und die Ware nicht auf der Waage verpackt werden kann (man denke hier z.B. an verschieden große Feinkost-Schälchen). Je nach Waage kann es folgende Möglichkeiten zur Bestimmung des Nettogewichts geben:

Verkäufertara
  1. Verpackung auf die Waage legen. Die Waage zeigt das Verpackungsgewicht an.
  2. Verkäufertara-Taste betätigen. Die Tara wird für den aktuellen Verkäufer gespeichert.
  3. Verpackung von der Waage nehmen und Ware verpacken. Währenddessen können weitere Verkäufer mit der Waage arbeiten.
  4. Tara mit der Verkäufertara-Taste aufrufen und verpackte Ware auf die Waage legen. Die Waage zeigt das Nettogewicht an.
  5. Grundpreis eingeben oder über PLU aufrufen. Die Waage zeigt den Verkaufspreis der Ware ohne Verpackung an.
Handtara (Pre-Tara) oder Festtara
  1. Ware verpacken.
  2. Tara manuell eingeben oder aus einem Festtara-Speicher abrufen. Das Verpackungsgewicht muss hierzu natürlich bekannt sein (Handtara) bzw. vorher gespeichert worden sein (Festtara).
  3. Verpackte Ware wiegen. Die Waage zeigt das Nettogewicht an.
  4. Grundpreis eingeben oder über PLU aufrufen. Die Waage zeigt den Verkaufspreis der Ware ohne Verpackung an.
PLU-Tara
  1. Ware verpacken
  2. Verpackte Ware wiegen. Die Waage zeigt das Nettogewicht an.
  3. Grundpreis über PLU aufrufen. Mit dem Grundpreis wird eine für diesen Artikel festgelegte Tara als absoluter Wert oder prozentualer Wert abgerufen und vom Bruttogewicht abgezogen. Die Waage zeigt den Verkaufspreis der Ware ohne Verpackung an.

Welche dieser Möglichkeiten Ihre Waage unterstützt, entnehmen Sie am besten der Bedienungsanleitung. Eine einfache Tarafunktion ist aber auf jeden Fall vorhanden.

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